Man stelle sich vor, man wird mitten in der Fußgängerzone angesprochen und gebeten mit einer wildfremden Person ein Liebespaar nachzustellen. Eine befremdliche Situation, schließlich wird die viel zitierte Individualdistanz nicht gewahrt. Für gewöhnlich kommen wir Unbekannten zunächst nicht viel näher, als einen Handschlag, etwa bei einer Begrüßung. Genau dieses Überwinden der Distanz und die daraus resultierende plötzliche Nähe wollte sich der 45-jährige Fotograf Richard Renaldi zu Nutze machen und startete sein Projekt „Touching Strangers“.

Immer wieder spricht Renaldi auf offener Straße Passanten an. Er bittet sie um ein Foto. Zwei oder mehr sollen gemeinsam auf dem Bild posieren, als Paar, als Familie, als Freunde – und sich dabei berühren. Um diese intimen Situationen darzustellen, müssen die Porträtierten besagte Individualdistanz und häufig auch Scheu und Vorurteile überwinden. Die Bilder erhalten so ihr gewisses Etwas. Einen Eindruck der Fotos, die allesamt mit einer Box-Kamera aufgenommen wurden, kann man sich übrigens auf der Homepage von Renaldi machen unter: http://www.renaldi.com/projects/#num=content-188&id=album-11

Kopiert?
Ein lässige Idee, die Coca Cola in China kopierte. Renaldi veröffentlichte auf seinem Blog ein Werbevideo des Softdrink-Herstellers, in dem ebenfalls Passanten für Fotos zusammenstehen sollten. Als Der Spot veröffentlicht wurde, lief Renaldis Projekt schon jahrelang. Sein Kommentar "Plagiarism?" lässt vermuten, dass das Unternehmen ihn vorher nicht gefragt hat, was er davon hält. (vgl. http://blog.renaldi.com/2013/07/plagiarism.html)

Im April dieses Jahres erscheint sein Buch, das vorerst den Abschluss des bereits 2007 begonnenen Projekts bildet.
Einen kleinen Clip zu Touching Strangers gibt es auf Youtube.