Als weltweit erstes Land haben die Südamerikaner den Anbau und Verkauf von Marihuana unter staatlicher Kontrolle legalisiert. Erst letzten Dienstag stimmte der Senat mit einer knappen Mehrheit von 16 zu 13 Stimmen für eine Regierungsinitiative, die bereits zuvor von der Abgeordnetenkammer gebilligt worden war.
„Das ist der Wandel, auf den wir schon lange warten. Damit wird die Heuchelei in der Gesetzgebung aufgelöst, was den Anbau und die Gründung von Marihuana-Clubs sowie den Verkauf an alle, die nicht selbst Cannabis kultivieren wollen, betrifft“, sagte Juan Vaz von der Gesellschaft von Cannabis-Studien in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP.
Bislang wurde in Uruguay der Konsum – nicht aber der Verkauf von Marihuana legalisiert. Nach dem neuen Gesetz soll der Kauf von monatlich bis zu 40 Gramm Marihuana in lizensierten Apotheken freigegeben werden. Staatschef José Mujica erhofft sich von der Maßnahme eine effizientere Bekämpfung der Drogenkartelle.
Pro Marihuana: Illegalen Handel durch legalen Verkauf minimieren
Laut Gesetz dürfen Privatpersonen bis zu sechs Cannabis-Pflanzen anbauen. Wie erhofft, werden zudem Marihuana-Clubs mit 15 bis 45 Mitgliedern erlaubt. Diese dürfen bis zu 99 Pflanzen züchten. Der Anbau und Handel soll von einer staatlichen Kommission kontrolliert werden. Mit dem Kursschwenk will die Mitte-Links-Regierung den Drogenhandel aus der Illegalität holen und die Risiken des Drogenkonsums verringern. Wachsam bleibt der Staat dennoch: Die Konsumenten müssen sich in einem Register eintragen und Minderjährigen sowie Ausländern bleibt der Konsum weiterhin streng verboten.
Die Gegner: Marihuana-Gesetz beschwört mehr Abhängige
Die Initiative hat in Uruguay eine heftige Debatte ausgelöst. Eine von der Zeitung „El País“ veröffentlichte Umfrage ergab, dass nur 29 Prozent der Befragten die Legalisierung des Marihuana-Handels unterstützten, während 64 Prozent sich dagegen aussprachen. Mitglieder der Opposition und viele Einheimische befürchten ein Förderprogramm für noch mehr Abhängige: „Wir sind gegen den Verkauf einer Droge in Apotheken, die eigentlich eine Gesundheitseinrichtung sind“, betont die Vorsitzende des uruguayischen Apothekenverbandes Virginia Olms.
Wie kaum eine andre Weltregion leidet Lateinamerika unter den Folgen der Drogenkriminalität. Uruguay geht nun das Wagnis ein, das Millionengeschäft zumindest zum Teil aus den Fängen der Mafia zu befreien und eine ihrer Finanzierungsquellen trocken zu legen. Der Start des legalen Verkaufs wird für Mitte 2014 erwartet.