Konzeptrestaurants: Gewohnheiten aus – Geschmacksknospen an! Getty Images

Konzeptrestaurants: Gewohnheiten aus – Geschmacksknospen an!

Heutzutage einfach nur Essen gehen, ist nichts Besonderes mehr. Da braucht es eine große Portion Kreativität und eine Prise Mut, um in der Gastronomie mal nicht nur Durchschnitt zu sein. Es kommt also weniger darauf an was-, sondern wie man isst. Wir stellen zwei Konzeptrestaurants vor.

 

Das New Yorker „Eat“ – Schweigen beim Dinieren

…oder eher „Be quiet“? Recht passend zur Jahreszeit führte der Besitzer des Szene-Lokals Nicholas Nauman (28) im November dieses Jahres eine neue Regel in seinem Restaurant in New York ein: Beim Essen sollen die Gäste fortan doch bitte schweigen. Und das ist nicht nur erwünscht, sondern auch Gesetz. Denn wer sich nicht an die Vorgabe hält, wird aufgefordert, sein 40 Dollar teures Vier-Gänge-Menü vor dem Restaurant weiter zu essen. Geht es dem Restaurantinhaber etwa so gut, dass er einfach mal einen neuen Trend einführen und dabei eventuell seine Existenz aufs Spiel setzen kann?

Im Big Apple ist das möglich: Das neue Konzept kommt bei den New Yorkern außerdem extrem gut an. Die Buchungen häufen sich und Naumans Idee, das Essen doch mal ganz bewusst wahrzunehmen, hat bereits Kultstatus. Dennoch gewöhnungsbedürftig, denn die Bewohner der Weltmetropole, in der das Leben niemals stillhält, sollen sich beim Essen nun nicht mehr mit ‚hippen stories‘ bei Laune halten? Ja! Denn genau das ist so einfach wie genial. Während die Stadt vor außergewöhnlichen und exquisiten Restaurants wie dem Eleven Madison Park von Daniel Humm nur so überschäumt, lernen die New Yorker im „Eat“ ihr Gericht erst richtig kennen.

Naumans Philosophie: Das Schweigen dient zur bewussten „Nahrungsaufnahme“. Man genießt die Ruhe und taucht in die Tiefen der kulinarischen Raffinessen. Während man beim Gespräch mit dem Tischnachbarn oft gar nicht bemerkt, welch tolle Aromen sich nach und nach auf der Zunge entfalten, soll beim Schweige-Dinner nicht auf das gehört werden, was der Gegenüber zu sagen hat, sondern vielmehr darauf, was die eigenen Geschmacksknospen zu berichten haben. Die Gäste genießen auf jeden Fall die herrliche Ruhe im Restaurant und die Gewissheit, sich mal nicht mitteilen zu müssen.

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Die unsicht-Bar in Köln – Essen im Dunkeln

Auch in Deutschland wird man Zeuge einzigartiger Restaurant-Ideen. Die unsicht-Bar, unter der Leitung von Gastronom Boris Swaczyna zum Beispiel, ist bereits seit zwölf Jahren sehr erfolgreich mit seinem Konzept. Ganz nach dem Motto „Erbsen auf 12 Uhr“ beschäftigt sich Axel Rudolph, der Kopf dahinter, bereits seit 25 Jahren mit dem Thema „Erleben im Dunkeln“. Das Restaurant ist auf jeden Fall ein Insider-Tipp, denn das Dinieren in der unsicht-Bar garantiert jedem Gast ein ganz außergewöhnliches Esserlebnis.

Neugierig? Dann lohnt es sich zu informieren: Bereits das Öffnen der Restaurant-Homepage bereitet auf den Besuch in der Bar vor: Und dann wird es dunkel. Das Sehen gehört zu einem der fünf Sinnesorgane. Schaltet man einen der Sinne aus, reagieren die anderen umso schärfer. Ähnlich wie im New Yorker „Eat“ erlebt der Gast das Essen auf ganz intensive und sehr außergewöhnliche Art und Weise. Hinzu kommt, dass man dazu eingeladen wird, die Welt im Dunkeln genauer kennenzulernen. Doch wie kann man überhaupt Essen, wenn man die Hand vor Augen nicht mehr sieht?

Das Team um Boris Swaczyna macht das unter professioneller Anleitung möglich. Felisberto Assuba kennt sich im Service der Bar bestens aus. Er selbst verlor bei einem Unfall den größten Teil seines Sehvermögens und kann daher die Gäste sehr gut auf das Dinner vorbereiten. Und das Essen? In der Regel wird vorab nicht verraten, was serviert wird. Für 35 Euro kann man in der unsicht-Bar ein hochwertiges Vier-Gänge-Menü genießen oder vielmehr erraten. Wer dennoch vorab wissen möchte, was auf den Teller kommt, wird darüber natürlich gern informiert. Die Philosophie des Restaurants besagt allerdings: „Je weniger Informationen man hat, desto intensiver und sensibler kann man wahrnehmen.“


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