Im Winter gilt es das Rad auf die eisigen und schneebedeckten Straßen vorzubereiten. Im Winter gilt es das Rad auf die eisigen und schneebedeckten Straßen vorzubereiten. thinkstock

Das Fahrrad winterfest machen

Dank ihrer Herstellung aus Aluminium rosten Fahrräder nicht mehr. Dennoch sollte man sie winterfest machen! Wir geben Profi-Tipps für alle, die auch im Winter auf zwei Rädern mobil sein wollen.

 

Man sollte gut vorbereitet sein, wenn Schnee und Eis die Straßen beherrschen, vor allem, wenn man auf seinen Drahtesel nicht verzichten möchte. Genau jetzt ist es an der Zeit, sein Rad noch einmal durchzusehen. Vor allem Licht und Bremsen sollten gut funktionieren. Beim Händler kostet der kleine Kundendienst zwischen 35 und 50 Euro. Wer selbst gerne tüftelt und sich das Geld sparen möchte, sei hiermit motiviert, diesen Service in die eigene Hand zu nehmen.


Ein guter Arbeitsplatz ist die halbe Miete

Was Ihr für den Einsatz braucht: Einen guten und vollständigen Gabelschlüsselsatz (weitere Ringschüssel und Stecknüsse sind zwar ein gutes Backup, aber nicht notwendig), einen Satz Inbusschlüssel, kleine und mittlere Schlitz- und Kreuzschlitzschraubendreher, eine gute Kombizange mit Schnittfläche, eine Luftpumpe, Reiniger, eventuell Motor- oder Motorradreiniger und vor allem Schmiermittel.


Loslegen mit Felgenprüfen

Schritt Nummer 1: Fahrrad auf den Kopf stellen und Arbeitsplatz herrichten (Unterlage, Tücher sind von Vorteil). Man beginnt mit der Durchsicht der Räder. Diese schleifen oft an Bremsen oder Schutzblechen. Einfach verbogene Halterungen der Schutzbleche mit der Hand wieder geradebiegen. Tipp: Das Ergebnis sieht besser aus, wenn die Halterungen abgebaut und in einem Schraubstock gerichtet werden. Die Verschraubungen sind bei ungepflegten Rädern häufig allerdings auch mit Lösemitteln wie D40 schwer zu lösen. Achtung: Ersatzschrauben bereithalten!


Muss sein: Der Reifen-Check

Gleich im Anschluss sollte man die Reifen mithilfe der Sichtprüfung in Augenschein nehmen. Das heißt: Wenn das Profil der Reifen abgefahren ist, es poröse Stellen im Material gibt, der Reifen Beulen hat oder an der Flanke Risse zeigt, muss der Mantel ausgetauscht werden. Das Flicken des inneren Schlauchs nach einem Platten lohnt sich nur, solange das Material makellos ist.


Winterreifen fürs Rad?

M+S-Reifen fürs Rad gibt es nicht. Wer auch bei Schnee und Eis den Sattel nicht scheut, kann Reifen mit kleinen Spikes verwenden, die sind im Straßenverkehr durchaus erlaubt und erleichtern das Bremsen. Achtung: Auf Asphalt fahren sich diese Reifen allerdings sehr unkomfortabel. Außerdem sollte man sich bewusst sein, dass das Fahren auf eisigen Radwegen oder im Tiefschnee sowohl eine sportliche als auch gefährlichen Angelegenheit bleibt.


Bremsen sollen bremsen

Insiderwissen: Alle Bremsbeläge besitzen Markierungen, um den Verschleiß abzulesen. Wenn der Belag bis auf diese Kerben verschlissen ist, müssen die Beläge ausgetauscht werden. Der Austausch der Bremsbeläge (Kosten etwa sieben Euro) ist bei den gängigen Felgenbremsen recht unproblematisch. Dazu muss der Bremszug aus den Felgenzangen ausgehoben werden. Die Bremsschuhe lassen sich mit einem Inbusschlüssel lösen.

Tipp: Um auf Nummer sicher zu gehen, macht ein Foto, bevor Ihr alles zerlegt.

Die alten Beläge sollten als Vorlage mit ins Geschäft genommen werden. Anschließend muss die Bremse noch neu justiert werden. Holt Euch dafür einen Helfer: Die Einstellschraube am Bremsgriff wird in die Mittenposition gedreht. Dann drückt der Helfer die Zangen der Bremse fest zusammen, dabei wird der Bremszug fixiert. Nachdem die Bremse losgelassen wird, sollte der Reifen bereits genug Spiel haben, um frei rotieren zu können. Die Feinjustierung wird an der Einstellschraube am Bremsgriff vorgenommen.

Check: Die Bremszüge müssen leichtgängig sein, d.h. sie sollten weder verdreckt noch verrostet sein. Sollten einzelne Drähte des Zuges gerissen sind, muss der Zug ausgetauscht werden. Schwergängige Züge können mit Kriechfett wieder gangbar gemacht werden. Die Wartung von Scheibenbremsen ist ungleich komplizierter und ein Fall für die Werkstatt.


Es werde Licht

Vor allem im Herbst und Winter sollte man eine gute Sicht haben. Lichtanlagen sind häufig defekt, meist ist die Glühbirnen kaputt oder der Stromfluss unterbrochen. Beide Probleme sind leicht zu beheben. Wenn das Kabel nicht gerissen ist, gibt es nur am Dynamo und an der Lampe Anschlussstellen, die Ihr kontrollieren müsst. Ein gerissenes Kabel sollte man hingegen ersetzen. Allgemein gilt, die Verkabelung auf exakten Sitz zu prüfen. Kabelbinder fixieren die Drähte dauerhaft. Wenn möglich sollten die Lampen über zwei Kabel mit Strom versorgt werden.

Tipp: Wenn Ihr nur eine alte Lampe mit einer kleinen Gühbirne besitzt, solltet Ihr zu einer modernen LED-Beleuchtung wechseln. Welche Lampen wirklich taugen, hat die Stiftung Warentest geprüft.

Entscheidend ist auch, wichtige Reflektoren zu überprüfen und gegebenenfalls zu ergänzen. Moderne Fahrräder sind heute nicht mehr auf elf obligatorische „Katzenaugen“ angewiesen, da sie mit Reflexstreifen (Reifenflanken) und integrierten Reflektoren an den Scheinwerfern ausgerüstet sind. Dennoch leisten sie wertvolle Arbeit im Straßenverkehr und stehen vor allem für Sicherheit.


Kette und Schaltung warten

Eine Nabenschaltung hat kaum Wartungsaufwand. Sollten die Gänge nicht richtig einrasten, kann sie mit der Einstellschraube einfach justiert werden. Allerdings sind Defekte innerhalb der Nabenschaltung sind nicht reparabel.

Häufiger werden Kettenschaltungen eingebaut. Und die kann nur gut funktionieren, solange sie einigermaßen sauber ist. Die Schaltung (Umwerfer, Schaltwerk, Ritzelpaket) sollte wenigstens grob gesäubert werden. Benutzt dafür einen Spezialreiniger. Bürsten und Putzlumpen helfen das angelöste Fett und den darin gebundenen Schmutz zu entfernen.

Achtung: Weder aus der Kleidung, der Bürste oder dem Untergrund bekommt man die Flecken wieder heraus. Abschließend werden Schaltung und Kette neu geschmiert. Bei regelmäßiger Pflege sind leichtlaufende Teflonpräparate oder dünnflüssige Öle die beste Wahl. Wird das Rad aber kaum gewartet, schmieren zähe Fette wie etwa Sprühfett für Motorradketten besser.


Lenker und Sattel richten

Stellt das Rad dafür einfach vor Euch und kontrolliert, ob der Lenker im Vergleich zum Vorderrad exakt ausgerichtet ist. Um ihn neu zu justieren muss man die Schrauben am sogenannten Vorbau lockern und anschließend wieder anziehen. Überprüft anschließend auch, ob Lenker und Gabel nicht locker sitzen. Sollte das Spiel gegenüber dem Rahmen zu groß sein, müsst Ihr die Inbusschraube oben am Vorbau fester anziehen. Sitzen Gabel und Lenker zu fest, könnt Ihr die Schraube zunächst lockern und die Kugellager im Rahmenrohr neu fetten. Wenn die Lager knirschen oder unrund laufen, müssen sie in der Werkstatt ausgetauscht werden. Häufig verstellt sich die Neigung des Sattels. Er sollte in etwa waagerecht sein.


Der Winter kann kommen: Gute und vor allem sichere Fahrt!