Seit fast 30 Jahren entwirft der hochdekorierte Designer Werner Aisslinger Stühle, Lampen oder Büroeinrichtungen. Doch sein Steckenpferd sind kreative Experimente, die sich mit dem Thema Wohnen in der Zukunft beschäftigen. Beispiele hierfür sind der LoftCube oder das Haus am Waldsee, auch bekannt als „Home of the future“.
Von Nördlingen über Mailand nach Berlin
Werner Aisslinger wurde 1964 in Nördlingen (Bayern) geboren. Er studierte von 1987 bis 1991 an der Hochschule der Künste in Berlin. Schon während seines Studiums arbeitete der angehende Designer in London und Mailand für Größen seines Metiers, darunter Ron Arad und Jasper Morrison.
Mit 29 Jahren machte er sich selbstständig und gründete das „Studio Aisslinger“ in Berlin. Die deutsche Hauptstadt zählte damals noch weniger als heute zu den großen Designmetropolen, wie beispielsweise Mailand, New York und Tokio. Dennoch lebt und arbeitet Aisslinger seit 1993 dort. Der Vorteil an Berlin: „Berlin war experimenteller. Sehr wild, sehr freakig und sehr punkig. Ein Spielfeld für Andersdenkende. Jemand der mit Kreativität zu tun haben wollte, der ging nach Berlin“, begründete der gebürtige Bayer seine Wahl jüngst in einem Fernsehinterview mit der Deutschen Welle.
Neben seiner Arbeit als Designer lehrte Aisslinger von 1998 bis 2005 als Professor an der staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Außerdem sitzt er in der Jury des Lucky Strike Designer Awards, dem höchst dotierten Designerpreis Europas (50.000 Euro). In den letzten Jahren wurde Werner Aisslinger immer wieder mit bedeutenden Auszeichnungen für seine Arbeit geehrt. Unter anderem wurden ihm der renommierte „red dot design award“ verliehen, der Designpreis der Bundesrepublik Deutschland sowie der Titel „Designer des Jahres 2014“. Darüber hinaus werden seine Arbeiten regelmäßig in bekannten Museen, wie dem Museum of Modern Art, ausgestellt.
Auf der Suche nach Lösungen für die Zukunft
Neben den externen Dienstleistungsaufträgen und Bestellungen, widmet sich der 49-Jährige innovativen Wohnkonzepten und neuen, nachhaltigen Technologien. 2003 entwickelte Aisslinger den LoftCube, einen 39 Quadratmeter großen Wohnwürfel, der mit einem Hubschrauber transportiert werden kann. Er ließ sich von den ungenutzten Hochhausdächern der Berliner Blockbauten inspirieren. Die Idee dahinter: Da in Zukunft die verfügbare Wohnfläche immer knapper werden wird, könnten mobile und platzsparende Behausungen eine Lösung sein.
Das „Home of the future“ ist ein weiteres Projekt Aisslingers. In einer Ausstellung im Haus am Waldsee in Berlin präsentierte der Designer seine Vorstellungen zum Wohnen von morgen. Für Aisslinger liegt die Lösung in der Symbiose von Technik und Natur. Die zukünftige Küche ähnelt einem gewächshausartigen Biotop: Ein Fischaquarium ist mit einem Gemüsebeet verbunden, um dieses zu düngen, alter Kaffeesatz dient als Nährboden für essbare Pilze.
Mit seiner „Chair Farm“ stellt der Wahlberliner seine Möbel im Zukunftshaus selbst her. Bei dieser Vorrichtung wachsen Rohrpflanzen um ein vorgefertigtes Drahtmodell, das die Form eines Stuhles hat. Aisslinger sieht - zumindest in Europa - einen Wunsch der Menschen nach realen Materialien und nachhaltigen Produktionsmethoden. Über seine kreativen Zukunftsideen fügte der Designer im DW-Interview hinzu: „Kreativauswüchse sind das Salz in der Suppe des Berufes. Wenn man sich nur in der Auftragswelt bewegt und das abarbeitet was einem die Industrie aufträgt, dann ist das okay, aber eben nur ein Job. Experimente und Visionsprojekte sind das was ich sehr gerne mache und das was einen inspiriert.“
25 hours Hotel Bikini Berlin – Urban Jungle
Werner Aisslinger hat im vergangenen Jahr an der Gestaltung des neuen Bikini Hotels in Berlin mitgearbeitet. Er und sein Team entwickelten dafür das Konzept „Urban Jungle“ und auf das Hotel übertragen. Das Thema Natur spielt auch hier wieder eine große Rolle: Die Hälfte der 149 Zimmer blickt auf das Affen- und Elefantenhaus im Berliner Zoo und folgt einem warmen Design-Schema mit natürlichen Materialien und Farben. Die andere Hälfte bietet eine herrliche Aussicht auf die Wahrzeichen West Berlins. Die Gestaltung dieser Zimmer ist urbaner und ein wenig rauer, in Anlehnung an Berlins kantige, kreative Seite.