Das Unwort des Jahres: Sozialtourismus thinkstockphotos.com

Das Unwort des Jahres: Sozialtourismus

Jährlich wird von der „Unwort“-Jury um ihre Vorsitzende Nina Janich das Unwort des Jahres gekürt. Für 2013 heißt es: Sozialtourismus.

 

Die sechsköpfige Jury begründete ihre Entscheidung damit, dass „einige Politiker und Medien gezielt Stimmung gegen unerwünschte Einwanderer, gerade aus Osteuropa, gemacht“ hätten. Immer wieder ist vor allem in den vergangenen Monaten im Zuge der Zuwanderungsdebatte das Wort Sozialtourismus bemüht worden. Hintergrund ist die Tatsache, dass seit dem 1.1.2014 auch EU-Bürger aus Bulgarien und Rumänien volle Freizügigkeit in der Europäischen Union genießen. In erster Linie die CSU aus Bayern fürchtet nun eine „Armutszuwanderung“ - stand bei der Wahl ebenfalls hoch im Kurs - nach Deutschland und in dessen Sozialsysteme. Befeuert wurde die Diskussion durch eine Stellungnahme der EU-Kommission, in der es sinngemäß hieß, Deutschland dürfe EU-Bürgern nicht grundsätzlich Sozialleistungen verwehren. Die Kommission verlangt Einzelfall-Prüfungen.

Die Bundesregierung sieht das anders und bekräftigte kürzlich ihre Position, am Ausschluss von arbeitssuchenden und arbeitslosen Zuwanderern von Sozialleistungen festzuhalten.

Seit 1991 wird das Unwort des Jahres bestimmt. Die Jury besteht dabei aus vier Sprachwissenschaftlern, einem Journalisten und einem Repräsentant aus dem Kultur- und Medienbereich. Im vergangen Jahr ist „Opfer-Abo“ zum Unwort des Jahres gewählt worden, 2011 „Döner-Morde“. 2014 hat sich Sozialtourismus gegen 699 Mitkonkurrenten "durchgesetzt". Als Unwörter werden solche ausgewählt, die gegen die Menschenwürde oder Prinzipien der Medien verstoßen, weil sie diskriminierend, euphemistisch, verschleiernd oder gar irreführend sind.

Das könnte Sie auch interessieren