Die besten Bars in New York – Expertentipps vom Bartender Nouri Elmoussaoui

Die besten Bars in New York – Expertentipps vom Bartender

Nouri Elmoussaoui ist Deutschlands „World Class Bartender 2016“. Der gebürtige Frankfurter arbeitet inzwischen in Charles Schumanns Bar „Les Fleurs du Mal“ in München und hat ein Faible für New York. Im Interview verrät er uns seine New Yorker Lieblingsbars.

Nouri, Du arbeitest hier in der Bar, die im vergangenen Jahr als beste Bar Deutschlands ausgezeichnet wurde. Was hältst Du generell von solchen Auszeichnungen?
Nouri Elmoussaoui: Das ist natürlich relativ und Geschmackssache. Die Wahl wird aber von Experten durchgeführt, insofern ist das schon toll.

Der Bestseller Deines Chefs Charles Schumann heißt ja „American Bar“. Was macht die typische amerikanische Bar denn so besonders, dass das Buch damals so betitelt wurde?
Nouri Elmoussaoui: Ich nehme an, dass es an der Zeit liegt, zu der das Buch entstanden ist. In Deutschland waren die 1980er Jahre ein dunkles Jahrzehnt, was die Cocktail-Kultur angeht. Es gab viele fragwürdige Drinks zu dieser Zeit. Man hat sich also schlicht und einfach an den Bars und den Drinks in den Staaten orientiert. Viele klassische Cocktails wie der Old Fashioned stammen von da und auch die Literatur zum Thema kam damals fast ausschließlich von dort. Das hat sich ja bis heute nicht groß geändert. Viele neue Drinks wie der „Pegu Club“, um das Jahr 2000 auf Basis eines alten Rezepts weiterentwickelt, oder der „Old Cuban“ von 2002 stammen aus New York.

schumanns bar

Schumann´s Bar in München

Nimmt New York hier eine Sonderstellung in den USA ein?
Nouri Elmoussaoui: Zusammen mit ein paar anderen Großstädten auf jeden Fall. Die Gäste in New York wissen auch ganz genau, was sie trinken wollen, die kennen sich gut aus. Bemerkenswert.

Gibt es denn eine bestimmte Zutat, die den klassischen New Yorker Drink ausmacht?
Nouri Elmoussaoui: Wenn man sich die alten New York-Klassiker anschaut, basieren die meisten dieser Shortdrinks auf Spirituosen und Likören und werden mit ein wenig Zitrone und Limette aufgebaut. Eher pragmatisch. Natürlich muss man den Bourbon in den USA einfach hervorheben, der wird sehr häufig verwendet.

Du warst ja gerade erst in New York. Welche ist denn Deine Lieblingsbar dort?
Nouri Elmoussaoui: In vielen Städten habe ich ein Bedürfnis, mir eine Lieblingsbar auszusuchen. In New York ist das nicht so, das liegt vielleicht an der Vielfalt dort. Wenn Du mich aber so fragst, dann muss ich das „Employees Only“ nennen. Da gibt es gutes Essen, schöne Musik und ich kenne die Macher auch ganz gut. Die Stimmung ist einfach gut dort. Ich stehe aber auch auf das Angel’s Share, ein echter Klassiker, und nicht zu vergessen die Dutch Kills Bar.

Warst Du auch im „Dead Rabbit“, das gerade die Liste der „Worlds Best Bars“ anführt.
Nouri Elmoussaoui: Ja, da war ich jetzt tatsächlich zum ersten Mal. Das Konzept ist einzigartig, es besteht aus Restaurant, Pub und Cocktail Bar und erstreckt sich über drei Etagen. Im Erdgeschoss ist das Pub, in der zweiten das Restaurant mit richtig gutem Essen und oben gibt es wirklich raffinierte Cocktails. Da lohnt sich der Besuch auf jeden Fall.

Dein Chef Charles Schumann hat mir vor ein paar Wochen auch eine Liste mit Bars ausgedruckt. Lass uns die doch kurz durchgehen! Was ist mit der Apotheke?
Nouri Elmoussaoui: Dort war ich selbst leider noch nicht, aber Kollegen haben mir erzählt, dass es ein Spitzenladen ist.

Wie sieht es mit dem „Please Don’t Tell“ aus?
Nouri Elmoussaoui: Ein klassisches Speakeasy, wie es sie in der Zeit der Prohibition gab. Ein absoluter Klassiker, man muss durch einen Hot Dog-Laden gehen, sich in eine Telefonzelle zwängen und klingeln. Dann wird man reingelassen, wobei es sich empfiehlt, zu reservieren. Sehr cooler Laden, sehr kompetentes Personal und auf jeden Fall ein Trendsetter in der Szene.

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Wie sieht es mit der Nomad Bar von Daniel Humm und Will Guidara aus? Warst Du dort?
Leider nein. Ich ärgere mich, dass ich es dieses Mal nicht mehr geschafft habe, hinzugehen. Was man aber hört, überzeugt schon und bei internationalen Schulungen taucht der Name immer wieder auf, weil sie dort ein vereinfachtes, sehr klares Konzept verfolgen. Das ganze Hotel der beiden, in dem die Bar ist, muss der Hammer sein. Es taucht also ungesehen auf jeder Empfehlungsliste auf, die ich jemandem gebe.

Und das Attaboy? Du merkst schon, die Liste von Charles ist lang…
Nouri Elmoussaoui: Attaboy ist der Hammer, das ist auch eine Top Ten-Bar von der Liste. Die Bar ist klein, die Atmosphäre entspannt und es gibt keinen Platz für große Gruppen. Zuvor war hier das „Milk and Honey“ vom leider verstorbenen Sasha Petreske untergebracht. Ein Laden, der Anfang der 2000er-Jahre Standards für die ganze Szene gesetzt hat. Ein geschichtsträchtiger Ort also.

Die meisten dieser Bars sind in Manhattan. Wie sieht es mit Brooklyn aus, hast Du da etwas auf Lager?
Nouri Elmoussaoui: Die Leute rennen natürlich immer nach Manhattan. Aber klar, auch in Brooklyn gibt es gute Läden. Eine sehr coole Bar ist das „Maison Premiere“ in Williamsburg. Die Jungs haben eine super Technik, arbeiten sehr sauber und mixen gute Drinks. Macht Spaß, ihnen zuzusehen. Dazu gibt es Austern und anderes gutes Essen. Und die „Fresh Kills Bar“ möchte ich an dieser Stelle auch noch nennen.

Gibt es abschließend etwas, worauf man beim Besuch einer Bar in New York achten sollte?
Nouri Elmoussaoui: Eigentlich nicht, man wird dort mit offenen Armen empfangen. Die Amerikaner haben die Hospitality-Nummer, also das Gastgeben, einfach drauf. Man fühlt sich willkommen. Natürlich laufen dort ein paar Sachen anders als hier. Einige Zutaten kommen aus der Fontäne, nicht aus der Flasche, das Leitungswasser schmeckt teilweise ein wenig gechlort und es kann einen vielleicht auch leicht überfordern, wenn man die Wahl zwischen 20 verschiedenen Gins und 17 unterschiedlichen Tonic Waters hat.