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Silvester-Marathon: Hogmanay in Schottland

Auf der Suche nach außergewöhnlichen Party Locations zum Jahreswechsel, sind wir auf das wohl größte und längste Neujahrs-Event der Welt gestoßen: „Hogmanay“. Das über drei Tage zelebrierte Jahres-Highlight gehört zu den bedeutendsten Festtagen Schottlands und hat zudem seinen ganz eigenen Namen.

 

Mit „New Year‘s Eve“ ist das schottische „Hogmanay“ nicht zu vergleichen. Bereits am 30. Dezember beginnt das traditionsreiche Fest und endet sowohl feucht als auch fröhlich am Neujahrstag. Wer also Silvester mal ganz anders – und vor allem nicht nur an einem Tag – feiern möchte, sollte unbedingt nach Edinburgh reisen, dem Ort des Geschehens.

Hogmanay: Historisches

Überliefert wurde das Fest von den alten Wikingern, die dem Jahreswechsel ihrer Zeit sehr viel Aufmerksamkeit schenkten. Die Wortherkunft ist bis heute allerdings unklar. Obwohl eine skandinavische als auch flämische Verbindung nahe liegt („hoog min dag“ – great love day), könnte man Hogmanay auch vom Angelsächsischen ableiten („Haleg monath“ – Heiliger Monat). Dennoch glaubt man, dass die Wortherkunft französischen Einflüssen zu schulden ist. In der Normandie überreichte man Geschenke einst zum Jahreswechsel. Diese Tradition wurde „hoguignetes“ genannt.

Hogmanay: Der Eröffnungstag

Wortherkunft hin oder her, die Schotten haben die Tradition des ausgiebigen Feierns übernommen. Am 30. Dezember werden die Hogmanay-Feierlichkeiten offiziell mit der traditionellen „Torchlight Procession“ (Bild), einem Fackelzug mit viel schottischer Musik, eröffnet. Die Stadt ist dann voller Menschen und man sieht kostümierte Wikinger, die riesige Trommeln schlagen. Der Erlös beim Kauf einer solchen Fackel geht an wohltätige Zwecke. Ausgangs- und Treffpunkt ist die historische Altstadt Edinburghs. Die Fackeln werden entzündet und unzählige Lichter erhellen die Stadt.

1352 hogmany getty© Jeff J Mitchell / Getty Images2012 nahmen mehr als 35.000 Menschen an diesem gigantischen Umzug teil, der die Fackelträger auf den „Arthur's Seat“, einem Hügel im Osten der Altstadt, führt. In den Straßen und Gassen hört man zudem traditionelle Klänge der Dudelsackspieler. Auf „Arthur's Seat“ angekommen, genießt man die fabelhafte Aussicht auf das Lichtermeer und übergibt seine Fackel „bärtigen Wikingern“, die die noch brennenden Hölzer in ein riesiges Feuer werfen. Abschließend erlebt man ein gigantisches Feuerwerk und lässt den Abend in den urigen Pubs der Stadt ausklingen.

Hogmanay: Der Haupttag beginnt am frühen Abend

Bereits am frühen Abend sind Edinburghs Straßen mit tanzenden Menschen gefüllt. Beim traditionellen Straßenfest „The Keilidh“ kommt man in den Genuss schottischer Bein-Kultur, da einheimische Männer zu diesem Ereignis nicht ohne Kilt (Schottenrock) anzutreffen sind. Riesige Papierdrachen fliegen durch die Gassen, große und kleine Bühnen füllen die Straßen und jede Menge Musik ist zu hören, auf dem wohl lustigsten Silvester-Warm-up Schottlands. Als Tourist hat man zudem die einmalige Gelegenheit, schottische Tänze zu erlernen. Wie das geht? Sobald man eine Bar oder ähnliche Lokalitäten betritt, wird man in einen Kreis tanzender Menschen gezogen – ob man die Schrittfolge nun kennt oder nicht. Zum Glück verzeihen einheimische Tänzer versehentliche Fußtritte sofort mit einem Lächeln. Viel wichtiger ist, dass man es versucht – schließlich ist jeder willkommen, der an schottischer Kultur teilhaben möchte.

Hogmanay: „Biggest Midnight Moment“

Ab 21 Uhr beginnt das gigantische Festival-Open-Air im Zentrum Edinburghs: Über 80.000 Partywütige, 12 große Leinwände, drei Konzertbühnen, ein Feuerwerk zu jeder Stunde und der - laut Hogmanay-Veranstalter - „Biggest Midnight Moment on the Planet“. Ein atemberaubendes Feuerwerk, das über dem Schloss Edinburghs zu sehen sein wird. Traditionell nimmt man sich dann an die Hand und stimmt gemeinsam die Neujahrshymne „Auld Lang Syne“ ein. Davor und danach gibt es jede Menge Live-Musik: Auf der „Waverley Stage“ spielen bekannte Pop- und Folk-Bands, in diesem Jahr unter anderem die schottische Elektropop-Band „Chvrches“. Während auf der „Scottish Stage“ sowohl klassische als auch einheimische Klänge zu hören sind, wird auf der „Rewinder Stage“ zu den besten Pumping Tunes gefeiert.

Hogmanay: Neujahrsbaden im Forth

Am Morgen danach könnte das Aufstehen noch etwas schwer fallen. Doch das Aufraffen lohnt sich, denn Hogmanay ruft zur letzten Runde! Zur Stärkung sei ein großer Lachs-Bagel mit reichlich Cottage cheese empfohlen, denn Lachs gibt’s in Schottland en masse. Das macht ihn nicht nur preisgünstig, sondern aufgrund seiner Frische auch unglaublich lecker!

1352 hogmany thinkstock© thinkstockDanach geht’s für alle Hartgesottenen Richtung Queensferry zum traditionellen Neujahrsbaden. In dem nahegelegenen Ort treffen sich mutige Schotten, um an der historischen Eisenbahnbrücke Forth Bridge im eisigen Firth of Forth (Fluss und Meeresarm an der Ostküste des Landes) abzutauchen. Wer beim „Loony Dook“ dabei sein möchte, kann sich mit einem Shuttle-Bus, der im Zentrum Edinburghs startet, bequem nach Queensferry chauffieren lassen. Mit der „Dooker Parade“, die über Edinburghs berühmteste Straße, die High Street, führt, wird das Neujahrsevent stilgerecht eröffnet. Wer den Tag lieber etwas ruhiger angehen mag, dem sei eine „Highland-Tour“ empfohlen. Atmosphärisch und faszinierend zugleich – nicht nur für Nessy-Fans (Bild: Loch Ness). Zur Stärkung kann man in eine der an den Straßen gelegenen Lodges einkehren.

Unbedingt probieren: Haggis und Whisky

Die dunklen Backsteinhäuser sind nicht nur historisch, sondern auch unglaublich urig. Ob man will oder nicht: Spätestens hier muss man das schottische Nationalgericht „Haggis“ probieren. Die Spezialität besteht im Groben und Ganzen aus dem Magen eines Schafes, der mit weiteren Schafsinnereien und reichlich Zwiebel gefüllt ist. Optisch als auch geschmacklich könnte man Haggis mit der deutschen Grütz- bzw. Leberwurst vergleichen. Nachgespült wird in Schottland – wie sollte es anders sein – mit reichlich Whisky. Hinweis: Je höher man in die Highlands fährt, umso rauchiger wird der Whisky im Geschmack. In diesem Sinne: ‚Prost‘ - oder wie Einheimische sagen würden: „slàinte mhath“ [ˌslɑːndʒə ˈva]!