Sazerac-Variationen – Interview mit Barlegende Charles Schumann getty images

Sazerac-Variationen – Interview mit Barlegende Charles Schumann

Charles Schumann ist eine Legende unter den Barkeepern. Reiste er früher durch die ganze Welt, um sich Inspiration für seine Drinks zu holen, ist er seit einigen Jahren in München sesshaft geworden und betreibt in der bayerischen Landeshauptstadt zwei Bars. Wir haben mal nachgefragt, was derzeit so angesagt ist.

 

urbanlife.de: Herr Schumann, was trinkt man in den Bars?
Charles Schumann: Was derzeit in vielen Bars getrunken wird, sind verschiedene Sazerac-Variationen. Entweder mit Brandy oder halb Brandy, halb Whiskey oder nur Whiskey. Mit Bitters eben und bisschen Zucker. Das sind also die Sachen, die ich trinke. Wenn man im Sommer Durst hat, kann man frisches, saftiges trinken – da gibt es ein schönes Wort im Französischen: Soif de l’été, Sommerdurst. Aber es darf auch nicht jeder Saft sein. Viele Früchte oder Säfte haben bei uns kein Aroma und schmecken nach nichts. Wenn sie nicht frisch sind, sind sie sowieso nichts. Und die paar frischen Säfte… Mittlerweile bekommt zwar natürlich alles, aber wenn eine tropische Frucht irgendwo halbgrün geerntet und hierher geliefert wird und dann gewartet wird, bis sie sich entwickelt, kann das natürlich auch nichts sein. Also ich trinke am liebsten pur. Aber man darf natürlich die vielen Whiskeytrinker nicht vergessen und vor allem nicht, dass auch ein Glas Champagner immer noch etwas Großartiges ist.

urbanlife.de: Und wie findet man den idealen Drink?
Charles Schumann: Man weiß selbst, welche Vorlieben man hat. Ich finde, dass man sich da nicht unbedingt von einem Barkeeper beraten lassen muss. Ich habe zum Beispiel eine ganz große Vorliebe zu Campari, zu allen Bitters. Das trinke ich auch, wenn ich abends mal essen gehe, was ja nicht so oft passiert. Dann trinke ich, egal wo ich hingehe, immer einen Campari geschüttelt. Es sei denn sie haben keinen.

urbanlife.de: Sie haben viele Cocktails entwickelt, die inzwischen weltweit auf Karten stehen. Macht Sie das stolz?
Charles Schumann: Jain. Ich habe ja, als ich angefangen habe, auch bei anderen geguckt. Es war natürlich etwas komplizierter, schließlich gab es kein Internet, es gab nur ganz wenige gut ausgebildete Leute, bei denen man sich etwas abschauen konnte. Ich glaube aber nicht, dass die wichtigste Voraussetzung für unsere Bekanntheit war, dass wir gute Cocktails machen. Ich glaube es liegt eher daran, dass die Leute merken, dass ich zumindest versuche ehrlich zu sein, bei dem was ich tue. Auch wenn es uns nicht immer gelingt, perfekt zu sein. Außerdem merken die Leute, dass ich immer noch sehr gerne an meinen Arbeitsplatz gehe. Es gibt ja nichts Schlimmeres, als sich zwingen zu müssen, in die Arbeit zu gehen. Dann sollte man wirklich aufhören.

urbanlife.de: Zum Abschluss: Wie viele Cocktails haben Sie in Ihrem Leben getrunken?
Charles Schumann: Nicht so viele. Wirklich nicht so viele. Ganz schwierig wäre es gewesen, wenn Sie mich gefragt hätten, wie viele Kaffee ich getrunken habe, denn ich trinke manchmal zehn am Tag. Dann wird’s viel. Aber Cocktails… Ich sage es Ihnen ganz ehrlich: Während der Arbeit trinke ich so gut wie gar nichts. Das halte ich nicht durch. Dann werde ich müde, unkonzentriert, muss nach Hause gehen, komme nicht aus dem Bett. Wenn ich mal ausgehe, trinke ich außer dem Campari einfach eine Flasche Wein. Das ist mir am liebsten.

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